"Potenziale der Weiterbildung über den Zugang zu sozialen Gruppierungen entwickeln"
Statistiken wie die OECD-Veröffentlichung „Bildung auf einen Blick“ oder der Nationale Bildungsbericht zeigen, dass sich in Deutschland im internationalen Vergleich weniger Menschen weiterbilden. Zwar ist ausweislich aktueller wissenschaftlicher Untersuchungen wie der „Weiterbildungsbeteiligung in Deutschland – Eckdaten zum BSW-AES 2007“ der bisher eher rückläufige Trend gestoppt. Die DIE-Trendanalyse 2008 macht aber deutlich, dass insbesondere bildungsferne Erwachsene in zu geringem Umfang an Lehrgängen, Seminaren und Kursen der Weiterbildung teilnehmen.
Die Vorhaben nehmen die lebensweltlichen Zugänge der Werbung für Weiterbildung in den Blick und beziehen dazu die Akteure des Sozialraums ein. Dies geschieht auf der kommunalen Ebene, indem sich dort - zum Beispiel im Stadtteil - die Weiterbildungseinrichtungen mit den lokalen Akteuren in Arbeit und Wirtschaft, Kultur und Gesellschaft vernetzen und eine Brücke zu den auf der kommunalen Ebene vorhandenen spezifischen Weiterbildungskooperationen (Lernende Regionen, Regionale Bildungsnetzwerke und lokale Bündnisse zur Förderung des Lebensbegleitenden Lernens wie „Weiterbildung geht zur Schule") schlagen.
Die Bildungsangebote beziehen sich auf die im Weiterbildungsbericht der Landesregierung vom 16. Oktober 2007 genannte gemeinwohlorientierte Weiterbildung: “Zu der geförderten gemeinwohlorientierten Weiterbildung gehören auch Angebote an gesellschaftliche Gruppen, die besonderer Unterstützung bedürfen, damit sie unabhängig von staatlicher Hilfe eigenverantwortlich leben und arbeiten können. Sprachkurse, Benachteiligtenprogramme, Bildung für den Arbeitsmarkt, berufliche, politische und Wertebildung sind die Kernelemente dieser Weiterbildung.“ Zitat aus Statusbericht 2007, S. 4
Das Projekt trägt der Tatsache Rechnung, dass die Angebote der Erwachsenenbildung bestimmte Milieus, vor allem aber bildungsferne Gruppen, nicht in dem Maße erreicht wie dies aus gesellschaftlicher und politischer Perspektive sinnvoll und notwendig wäre (vgl. Rudolf Tippelt u.a.: Weiterbildung und soziale Milieus in Deutschland, Bd. 3, Bielefeld 2008 sowie Helmut Bremer: Das „politische Spiel“ zwischen Selbstausschließung und Fremdausschließung, in: Außerschulische Bildung, 3.2008, S. 266-272). Als Gründe für dieses Defizit werden u.a. soziale und Kommunikationsschranken zwischen Zielgruppen und den pädagogisch Tätigen angeführt, die zuweilen von beiden Seiten als fehlende Wertschätzung interpretiert werden. Im Ergebnis führt dies mit dazu, dass Angebote nicht angenommen werden. Deshalb gilt es zu fragen, wie Angebotsformate aussehen müssen, damit sie die Adressaten/-innen erreichen.
Aus diesem Grund sollen im Projekt neue Formen der Bedarfserhebung, der Angebotsentwicklung und der Durchführung getestet werden. Zudem sollen die Formen der Ansprache zur Gewinnung von Teilnehmenden – sowohl was die Sprache als auch die Werbemittel und die Öffentlichkeitsarbeit betrifft – überprüft und durch Berücksichtigung milieuspezifischer Aspekte, neue Netzwerke erschlossen und eine gezielte Bildungsberatung und -begleitung weiterentwickelt werden. Zur Sicherung der Nachhaltigkeit werden neben Fortbildungen für pädagogisch tätige Erwachsenenbildner/-innen und Bildungsberater/-innen Arbeitshilfen für die MultiplikatorInnen entwickelt. Das Projekt wird wissenschaftlich begleitet und die Ergebnisse dokumentiert und über die Internetseiten der beteiligten Projektpartner allgemein der Öffentlichkeit zur Verfügung gestellt.
Weiterbildung und gesellschaftliche Teilhabe hängen eng zusammen. Der dritte Armuts- und Reichtumsberichts der Bundesregierung stellt dazu fest: “Indem Bildung die individuellen Potenziale stärkt und erweitert, ist sie ein Schlüssel für kulturelle und gesellschaftliche Teilhabe“. Unter Einbeziehung der Ergebnisse des DIE-Forums Weiterbildung 2007 „Exklusion-Inklusion“ sollen deshalb über die Entwicklung und Erprobung von lebensweltbezogenen Zugängen Wege aufgezeigt werden, bildungsferne Menschen für Angebote des Weiterbildungsgesetzes zu gewinnen. Die Bemühungen von Weiterbildungseinrichtungen, bildungsferne Zielgruppen anzusprechen, gelingen umso eher, je stärker bildungsferne Erwachsene ihre eigene Weiterbildung als nützlich für die Bewältigung ihrer alltäglichen Anforderungen empfinden.
Durchführungszeitraum: vom 15.12.2008 bis 31.12.2009.
Träger
Die vier vom Ministerium für Schule und Weiterbildung des Landes Nordrhein-Westfalen geförderten Landesorganisationen
- Landesverband der Volkshochschulen von Nordrhein-Westfalen e.V.
- Landesarbeitsgemeinschaft für katholische Erwachsenen- und Familienbildung e.V.
- Landesorganisation für evangelische Erwachsenenbildung in Nordrhein-Westfalen
- Landesarbeitsgemeinschaft für eine andere Weiterbildung Nordrhein-Westfalen
Leitung
Landesarbeitsgemeinschaft für katholische Erwachsenen- und Familienbildung e.V.