Bundespräsident Horst Köhler ehrt die Verdienste der Hegge

„Aufgrund außerordentlicher Leistungen für den Wiederaufbau Deutschlands und eine politische, kulturelle, soziale und geistige Neuorientierung nach dem Zweiten Weltkrieg“ hat Barbara Sommer, Ministerin für Schule und Weiterbildung, den beiden Heggefrauen Therese Ulrich und Dr. Anna Ulrich das Bundesverdienstkreuz 1. Klasse als Erstauszeichnung verliehen. Sommer würdigte die Verdienste der Hegge für eine qualifizierte Erwachsenenbildung als einen Ort der Verständigung und Standortbestimmung für Bürgerinnen und Bürger, die sich ihrer gesellschaftspolitischen und sozialethischen Verantwortung vergewissern möchten. Sie hob hervor, dass die Hegge mit ihrem
hohen, zertifizierten Qualitätsanspruch für die Zukunft gut aufgestellt sei. Die Weichen gestellt haben dafür – neben den verstorbenen Gründerfrauen – Frau Therese Ulrich und Dr. Anna Ulrich. „Therese Ulrich erhält die Auszeichnung des Bundespräsidenten für ihre über fünfzigjährige Tätigkeit auf der Hegge als Dozentin und Leiterin der Bildungsarbeit“, sagte die Ministerin. Dr. Anna Ulrich wurde von Frau Sommer gelobt „für ihre Verdienste um den Aufbau und die Leitung des Hegge-Kollegs in Bochum, eines Internationalen Studentenwohnheims. Hier wurden junge Menschen in einer wichtigen, prägenden Lebensphase von den Heggefrauen angeleitet, die kulturellen, sozialen und religiösen Unterschiede untereinander wahrzunehmen und Brücken zu bauen. Solche Brücken waren z.B. gemeinsames musizieren, gemeinsames kochen, Lesekreise und gemeinsame Feste.“
Die beiden Geehrten dankten der Ministerin für die Auszeichnung und gaben den über 70 geladenen Gästen, überwiegend Freunde, Weggefährten und Dozenten der Hegge, einen Einblick in die Geschichte und Entwicklung der Hegge. Dabei wurde das Anliegen der Frauenkommunität deutlich, die sich 1945, inmitten der materiellen und geistigen Trümmer des Krieges, in Paderborn zusammengefunden hatte: Aufgrund der Einsicht, dass der geistige Zusammenbruch Deutschlands nicht zuletzt auf das Versagen der Akademiker zurückzuführen war, gründeten die jungen Frauen unter Leitung von Prof. Dr. Theoderich Kampmann noch im Kriegsjahr die Hegge-Gemeinschaft, eine katholische Frauenkommunität benediktinischer Prägung, die sich der Aufgabe christlicher Erwachsenenbildung verschrieb. In dieser Absicht gründeten die Heggefrauen unmittelbar nach dem Zweiten Weltkrieg die erste katholische Akademie in Deutschland, das „Christliche Bildungswerk DIE HEGGE“, das von Anfang an in ökumenischer Perspektive arbeitete und – für diese Zeit höchst erstaunlich! - in der Verantwortung von Frauen stand.
Die Feierstunde auf der Hegge, musikalisch umrahmt von Klavier und Cello, wurde ergänzt durch zwei Festreden. Prof. Dr. Walter Schrader aus Paderborn dankte als jahrzehntelanger Vorsitzender des Freundeskreises den Heggefrauen für die Atmosphäre geistiger Offenheit, in der sich Menschsein formen kann. Prof. Dr. Dr. Knut Ipsen hob als ehemaliger Rektor der Universität Bochum hervor, wie das pädagogische Konzept des Hegge-Kollegs sich wohltuend unterschied vom pädagogischen Mainstream der damaligen staatlichen Studentenwohnheime: „Der Erfolg hat Ihnen vollkommen Recht gegeben! Studenten suchen und brauchen menschlichen Austausch und freundschaftlichen Kontakt an ihrem Wohnort. Die musische Freizeitgestaltung und Einübung sozialer Kompetenz ist dem Studium keineswegs abträglich, sondern unterstützt und fördert die wissenschaftliche Qualifikation.“
Foto: v.l.n.r.: Dr. Anna Ulrich (Die Hegge), Ministerin Barbara Sommer,
Therese Ulrich (Die Hegge).